Wenn Du die Worte Umweltverschmutzung, CO²-Bilanz und Klimawandel hörst, woran denkst Du dann zuerst? Wie die meisten Menschen, denkst Du sicherlich an den Verkehr, die Industrie, Massentierhaltung oder Energieerzeugung. Kaum jemand denkt an die für uns nahezu unsichtbare Umweltbelastung durch das Internet und die Digitalisierung. Ein Faktor, der durch die, sich stetig fortsetzende, Digitalisierung immer bedeutender wird. Was es mit dem Internet als Klimakiller auf sich hat und was Du tun kannst, um auch bei dem Umgang mit dem Internet die Umwelt zu schonen, verraten wir Dir hier.
Digitalisierung für Alle
Die Digitalisierung bietet viele Vorteile, das ist keine Frage. Wir können über E-Mails, WhatsApp, Facebook, Instagram und Co. einfach, schnell und effektiv arbeiten oder mit unserer Familie, unseren Freunden und Kollegen in Kontakt bleiben. Egal, wo auf der Welt Du gerade bist, Du kannst jederzeit Deine Liebsten mit Apps wie FaceTime und Skype sehen. Und Deine Abendstunden kannst Du Dir mit dem Streamen von Filmen und Serien mit Anbietern wie Netflix oder Amazon Prime vertreiben. Die Digitalisierung bereichert unseren Alltag durch solche Anwendungen enorm. Doch was verbirgt sich hinter diesen Erleichterungen im Alltag?
Warum das Surfen im Internet schädlich für die Umwelt ist
Grund Nummer eins dafür liegt klar auf der Hand. Alle unsere Geräte, die wir tagtäglich benutzen, wie Smartphones, Tablets, Smartwatches, Laptops und Computer benötigen Strom. Ohne diesen können wir sie nicht benutzen.
Doch im Hintergrund dessen gibt es einen noch viel größeren Energieverbraucher – die Rechenzentren. Rechenzentren werden benötigt, damit all unsere Daten gespeichert hin und hergeschoben werden können. Für Suchmaschinen, Clouds, Streamingdienste und alles weitere, werden diese Rechenzentren genutzt. Diese müssen dauerhaft gekühlt werden, denn sie heizen sich auf und erzeugen Wärme. Das kennst Du sicherlich auch von Deinem Laptop, PC, Smartphone oder Tablet.
Ist Dein Gerät einer höheren Belastung, durch eine große Menge Datenverkehr, ausgesetzt, so kann es passieren, dass es warm oder gar heiß wird. Dies führt dazu, dass Du möglicherweise nicht mehr alle Anwendungen flüssig und schnell nutzen kannst. Um Serverabstürze oder ähnliches bei den großen Rechenzentren zu vermeiden, müssen sie also konstant gekühlt werden. Dies erzeugt Unmengen an CO².
Grundsätzlich wäre es zwar vorstellbar, den Energiebedarf für das Internet vollständig durch erneuerbare Energien zu decken, jedoch ist die Menschheit davon noch weit entfernt. Aktuell stammt nur ein Bruchteil der für das Internet aufgewendeten Energie aus erneuerbaren Quellen. Für den Großteil werden Kohle, Öl und Gas verbrannt. Im Jahr werden etwa 440 Millionen Tonnen Öleinheiten verbraucht. Zum Vergleich: Ganz Japan verbraucht in einem Jahr 445 Millionen Tonnen Öleinheiten. Somit verbraucht das Internet einen großen und wesentlichen Anteil an kostbaren Ressourcen und trägt wesentlich zum Klimawandel bei.
Hättest Du das gedacht?
In Hessen, genauer in Frankfurt am Main, stehen große Rechenzentren. Diese haben im Jahr 2019 laut CO2-Bilanz der Stadt Frankfurt 1037 Gigawatt Stunden Strom verbraucht – das ist mehr als doppelt so viel, wie alle Haushalte der Stadt zusammen.
Was muss passieren?
Angesichts der Digitalisierung, die immer mehr Bereiche unseres Lebens umfasst, stellt sich also die Frage: Was muss passieren, damit das Internet nicht zum Klimakiller Nummer eins wird?
Eine Möglichkeit wäre eine höhere Rechenleistung der Server pro Kilowattstunde. Hiermit ist es allerdings noch nicht getan. In Deutschland könnte man die Rechenzentren eigentlich die meiste Zeit des Jahres durch die Außenluft kühlen, ohne dass ein zusätzlicher Bedarf an Kühlmitteln bestünde. Dort, wo sich Energie nicht einsparen lässt, könnte man zumindest die Abwärme der Rechenzentren nutzen. Beispielsweise könnte man diese zum Heizen von Wohngebieten nutzen. Einige Pilotprojekte dieser Art gibt es schon (TU Darmstadt).
Grundsätzlich kann der Strombedarf der Rechenzentren nicht ins Unendliche dezimiert werden. Deswegen ist es wichtig, dass man hierbei zumindest auf regenerative Energien setzt.
Einige Unternehmen haben erkannt, dass durch ihre massiven Rechenzentren ein großes Problem für die Umwelt entsteht. Google und Facebook erhalten von Greenpeace für ihren Mischstrom beispielsweise die Note A und auch Apple bezieht 80 % des benötigten Stroms aus erneuerbaren Energien.
Digitalisierung + Umweltschutz? Das kannst Du tun!
Jeder einzelne kann dazu beitragen den Verbrauch zu reduzieren und surfen umweltbewusster zu gestalten. Nachfolgend haben wir einige Tipps für Dich aufgelistet, wie Du helfen kannst, den CO² Verbrauch zu verringern.
10 einfache Tipps zum Strom sparen im Internet
- Konsumiere bewusst!
Stundenlang Filme und Serien über Netflix streamen, nebenher vielleicht noch bei Instagram oder Facebook stöbern und nebenher noch Videos bei TikTok anschauen. Klar, kann man sich so gut die Zeit vertreiben. Aber ist das wirklich nötig? Überlege, worauf Du gerade wirklich Lust hast, und entscheide Dich dafür. - Probier’s mal mit Streaming – Detox
Schaffst Du es einen Tag die Woche nichts zu streamen? Netflix, YouTube, Spotify und Co? Das ist eine echte Challenge, spart aber ungemein an CO²! - E-Maildienst ohne Spamordner, dafür mit Ökostrom
Der E-Maildienst Posteo ist zum Beispiel einer der wenigen Internetanbieter, der für seine Server nur Ökostrom nutzt und versucht, die Anzahl der Server möglichst gering zu halten – durch nachhaltiges Programmieren. Bei Posteo gibt es zum Beispiel keinen Spamordner. Die unerwünschten Mails werden direkt abgelehnt, sodass sie nicht auf den Servern verarbeitet und gespeichert werden müssen. Um nachhaltige Software zu nutzen, programmiert Posteo außerdem viel selbst. Denn Standardsoftware ist meistens für so viele mögliche Anwendungsfälle konzipiert, dass sie überfrachtet und damit energieintensiver ist. - Installiere einen Werbeblocker im Browser oder besorge Dir Pi-hole für Dein gesamtes Netzwerk.
Beide Lösungen befreien Dich von einem Großteil des Werbe-Traffics. Du wirst beim Surfen weniger von Werbung oder nervigen Pop-ups gestört und tust gleichzeitig noch etwas für die Umwelt. - Nutze CO2-neutrale Suchmaschinen wie Ecosia oder Gexsi, die für Deine Suchanfragen Bäume pflanzen oder nachhaltige Umweltprojekte unterstützen.
Muss es immer Google sein? Probiere doch eine der genannten Suchmaschinen aus und hilf im Kampf gegen den Klimawandel. Mit Ecosia wurden schon über 127 Millionen Bäume gepflanzt. - Speichere Deine Fotos auf dem Computer oder auf einer externen Festplatte statt in der Cloud. Clouddienste sind für den größten Stromverbrauch im Internet mitverantwortlich.
Clouddienste sind sehr praktisch, ohne Frage. Zu jedem Zeitpunkt kann man, unabhängig davon wo man ist, auf seine Dokumente zugreifen. Aber brauchst Du wirklich alle Deine Dateien in einer Cloud? Geh sie doch einmal durch und gucke, was vielleicht nicht unbedingt in die Cloud muss. Speichere alles, was Du nicht in der Cloud immer dabeihaben musst, auf Deinem Computer, einer Festplatte oder einem USB-Stick ab. - Lösche überflüssige Mails, Daten und Apps von Deinem Computer und aus Deiner Cloud.
Wie viel von dem, was wir haben, brauchen wir wirklich noch einmal? Zeit zum Ausmisten! Lösche alles, von dem Du sicher weißt, dass Du es nicht mehr brauchst. Denk auch daran regelmäßig Deinen Spamordner und den Papierkorb Deines E-Mail-Postfaches zu leeren. - Höre öfter lokal gespeicherte Musik, statt alles über Spotify oder YouTube zu streamen.
Lade Dir Deine Lieblings-Playlists doch einfach herunter. So kannst Du sie immer und überall hören, auch wenn der Internetempfang mal schlecht ist. Praktisch für Dich und die Umwelt. - Melde Dich von alten Newslettern ab, die Dich nicht mehr interessieren.
Die meisten kennen es – unnütze Newsletter. Fast täglich kommen ein oder gar mehrere Newsletter im E-Mail-Postfach an. Die meisten werden nicht einmal geöffnet, sondern landen gleich im Papierkorb oder Spamordner. Bekommst auch Du solche Newsletter, die Du eigentlich sowieso nie liest? Dann melde Dich einfach von Ihnen ab. Dein E-Mail-Postfach ist weniger überfüllt mit Werbung und es wird weniger Speicher und Strom für Newsletter und Spam verwendet. - Lege digitalfreie Tage ein, an denen Du zum Beispiel ein Buch liest oder mit Freunden und Familien Brettspiele spielst.
Vielen fällt es schwer, das Smartphone aus der Hand zu legen und sei es nur für eine Stunde. Manchmal ist es aber ohne Technologie schöner. Gehe raus, genieße die Natur. Verbringe Zeit mit Freunden und Familie und konzentriere Dich auf sie statt auf Dein Smartphone. Du wirst sehen, wie schön die gemeinsame Zeit ist.
Fazit
Beim Energieverbrauch im Internet gilt: Kleine Veränderungen entfalten große Wirkung. Unser digitaler Stromverbrauch erfordert von uns bewusstes Surfen, damit wir nicht länger vom „Klimakiller Internet“ reden. Mit einer wohlüberlegten Digitalisierung trägst Du aktiv zum Klimaschutz bei. Generell gilt natürlich: So viel Internetnutzung wie nötig und so wenig wie möglich! Denn am besten für unsere Umwelt und Deinen Geldbeutel ist es natürlich, den Datenverkehr so gering wie möglich zu halten!
Beim Klimaschutz geht es nicht darum, den Menschen Dinge zu verbieten und ihnen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben. Es geht darum, sich die Auswirkungen des eigenen Handelns in Bezug auf die Digitalisierung bewusst zu machen und sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es sind vermutlich nicht so viele Menschen, die wissen, dass digitale Technologien mittlerweile 3,7% der weltweiten Treibhausgasemissionen ausmachen. Wer das aber weiß, wählt YouTube-Videos und andere Streaming-Angebote mit Sicherheit bewusster und weniger inflationär aus.
Eine gute Möglichkeit, um einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, ist die Wahl der passenden Anbieter. So arbeiten zum Beispiel Apple, Facebook und Google an Strategien, um ökologischer zu wirtschaften und ihren Energiebedarf aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Von Amazon sind solche Maßnahmen hingegen nicht bekannt. Dienste wie Netflix und Spotify verwenden jedoch die Amazon-Infrastruktur, um ihre Kundinnen und Kunden zu erreichen. Durch einen Wechsel zu anderen Anbietern oder durch öffentlichen Druck auf diese Dienstleister ist es möglich, diese zu einem Umdenken zu bewegen. Niemand sollte meinen, die Welt im Alleingang retten zu können, aber kleine Schritte führen hier zum Ziel und können große Energieeinsparungen bewirken.