Seltene Erden und Edelmetalle in Smartphones

seltene Erden

Das Smartphone ist für die allermeisten von uns nicht mehr wegzudenken. Es dient uns nicht nur als mobiles Kommunikationsgerät, sondern ersetzt Wecker, Kalender, Chatplattform, Spielekonsole, Kompass und einiges mehr. Tatsächlich haben im Jahr 2020 ganze 60,7 Millionen Menschen in Deutschland ein Smartphone, für das Jahr 2021 rechnet man mit dem Verkauf von weiteren 22,1 Millionen Endgeräten. Vor allem ist es bemerkenswert, dass 95 Prozent der Leute bis zum Alter von 50 Jahren ein Smartphone besitzen. Viele Handynutzer wissen nicht, dass sich wahre Schätze unter dem Display ihres Smartphones befinden. Viele seltene Erden und Edelmetalle stecken in den Geräten. Was sich genau im Smartphone verbirgt, erfährst Du in diesem Blogbeitrag.

Ohne Smartphone geht nichts mehr


Unser Alltag ist ohne Smartphone kaum noch zu bewältigen. Ohne die WhatsApp-/Signal-/Telegram-Gruppen geht in Vereinen, in vielen Arbeitsbetrieben, Verbänden und Interessengemeinschaften beispielsweise kaum noch Kommunikation. Wenn dann doch einmal jemand sagt, er habe kein WhatsApp, könne also nicht mit chatten und bittet um die Infos via E-Mail oder als SMS, da ist man dann auch schon mal genervt. Smartphones vereinfachen unseren Alltag enorm und es hat jeder sein ganz persönliches Lieblings-Feature, auf dass er nicht mehr verzichten mag. Da scheint es geboten auch verantwortungsvoll über diese Endgeräte nachzudenken und sich zumindest ein wenig mit den Bedingungen der Herstellung und Verbreitung auseinanderzusetzen.

Quelle: YouTube

Seltene Erden und Edelmetalle im Handy

Smartphones sollten nicht zu schwer, einfach in der Bedienung und möglichst auch schön anzusehen sein. In den vielen Einzelteilen, wie Akkus, Leiterplatten, Displays usw. stecken zur ständigen Optimierung eine bemerkenswerte Anzahl an unterschiedlichsten Rohstoffen. Den größten Anteil haben Tantal und Gold, jedoch stecken in einem Smartphone bis zu 60 unterschiedliche Metalle. Insgesamt, so wird es gern von den verschiedensten Herstellern heruntergespielt, sei der Anteil an Edelmetallen in einem Smartphone im Vergleich verschwindend gering. Betrachtet man aber die Gesamtzahl an Endgeräten in Deutschland, so ist das mit dem Anteil an den Metallen in Smartphones sehr erheblich. Nach aktuellen Studien, zum Beispiel von der Deutschen Rohstoffagentur und der Bundesanstalt für Geowissenschaften, besteht ein Smartphone schon zu ca. 6 Prozent aus Edelmetallen.

Gold, Tantal und auch Zinn haben schon seit mehreren Jahrzehnten den Beinamen „Konfliktmaterial“. Dokumentationen zu den schlimmen Bedingungen für die arbeitenden Menschen beim Abbau der Rohstoffe gibt es immer wieder. Doch scheint uns dieses Problem so weit entfernt, Edelmetalle werden vor allem „am anderen Ende der Welt“, wie in Südafrika oder auch China, abgebaut. China Labour Watch (CLW), um hier nur eine Organisation zu nennen, hat unmenschlichste Arbeitsbedingungen in China aufgedeckt.

Seltene Erden und Edelmetalle in Smartphones 1
Der Abbau von seltenen Erden hinterlässt in der Natur einen erheblichen Schaden.

Die Nichtregierungsorganisation (NGO) spricht dabei nicht nur von schrecklichen Umständen vor Ort, wie die Gefahr von ungesicherten Chemikalien, sondern auch von arbeitenden 14-Jährigen und der Tatsache, dass Menschen nur durch Überstunden knapp ihre Lebenshaltungskosten decken können. Setzt man sich etwas mehr mit der Thematik auseinander, schaut man sich vielleicht sogar eine Dokumentation an, oder besucht die Internetseiten einiger NGOs, so wird einem regelmäßig schlecht. Die Lebensräume der Menschen selbst werden zur Metallgewinnung zerstört und dabei Urwälder gerodet oder ganze Berge gesprengt. Weiter werden zur Edelmetallgewinnung aus Gestein giftige Flüssigkeiten genutzt, die ringsum die Gewässer und Böden zerstören, nicht ohne Folgen für Flora und Fauna.

Die Energie, die benötigt wird, um Transportwege zu bedienen darf man dabei nicht außen vor lassen. Selbstverständlich ist der Weg eines Smartphones nach Europa allein schon schwierig, denkt man an die CO2-Emmissionen. Auch der Transport der Edelmetalle zu den Industriestätten ist beachtlich. Die Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten sind dabei ebenso miserabel.

Eine kleine Übersicht einiger der verarbeiteten Edelmetalle und seltene Erden in Smartphones:

  • Gold: Abgebaut wird Gold in Kanada, Südafrika, USA, Australien, Russland, Chile, China, Indonesien, Mexiko und Papua-Neuguinea. In riesigen Minen wird das Gold zuerst gesprengt und dann zermahlen. Über mehrere Wochen wird das Gold mit einer Zyanidlösung behandelt. Rückhaltebecken sind eine große Gefahr für die Umwelt.
  • Tantal: Tantal wird vor allem in Regenwaldgebieten gewonnen. Dabei leiden besonders stark die Gorillas, deren Lebensraum bedroht wird. Um Tantal zu gewinnen und danach schürfen zu können wird gerodet, um Camps zu errichten.
  • Kupfer: Heutzutage wird Kupfer in Affinerien gewonnen. Dafür benötigt man Kupferstein, der mit Koks geröstet wird. Die enthaltenen Eisenoxide werden dann durch kieselsäurehaltige Zuschlagstoffe verschlackt. Ist man zu viel Kupfer ausgesetzt, kann dies zu Arthritis und Entzündungen im Bereich der Atemwege, des Verdauungstrakts und der Prostata führen. Bluthochdruck, ein erhöhtes Herzinfarktrisiko und Störungen des Leberstoffwechsels kommen hinzu.
  • Lithium: Lithium wird vor allem in südamerikanischen Salzwüsten, sogenannten Salaren, gewonnen. In diesen Gegenden, vor allem in Chile, klagen Einheimische immer mehr über das Vertrocknen ihrer Heimat. Fraglich ist, in welchem Ausmaß für die Lithiumgewinnung Salzwasser zum Nachströmen von Süßwasser führt. Der Grundwasserspiegel, wie die unterirdischen Wasserflüsse der Atacama-Wüste, ist jedenfalls stark gefährdet.
  • Kobalt: Der hauptsächliche Kobaltanteil kommt aus dem Kongo und wird dort industriell gewonnen. Kleinbergbauern werden dazu gebracht unter unhaltbaren Bedingungen zu arbeiten, die Berichte von Amnesty International sind alarmierend. So werden teilweise Dörfer und Gemeinden verdrängt und zwangsumgesiedelt, um Platz für neue Minen zu schaffen. Umweltstandards werden nicht eingehalten. 
Seltene Erden und Edelmetalle in Smartphones 2
Kobalt gilt als seltene Erde bzw. seltenes Metall. Bild: wikipedia

Edelmetalle in Smartphones auch eine Gefahr in Deutschland?

Gelangen gewisse Edelmetalle in unsere Böden und unser Trinkwasser, so stellen sie durchaus eine Bedrohung unserer Gesundheit und Umwelt dar. Die Einträge von Kupfer, Zink und Blei in unseren Gewässern und Böden sind mittlerweile bedenklich, berichtet das Umweltbundesamt. Werden unsere gebrauchten Endgeräte nicht ordnungsgemäß entsorgt, so werden sie also auch für uns hier in Deutschland gefährlich.

Und was kannst Du hier vor Ort tun? Zunächst einmal ist es eine Option, Smartphones, die man nicht mehr nutzen mag oder kann, zu recyclen. Genau genommen müsstest Du Dein altes Smartphone sogar an den von Dir aus nächstgelegenen Wertstoffhof bringen, um alles richtig zu machen. Viele Mobilfunkanbieter nehmen das alte Smartphone auch zurück, das ist natürlich die einfachste Option. Wichtig ist für Dich zu wissen: Das Entsorgen eines alten Smartphones im Restmüll ist aufgrund der Giftstoffe, die sich durch die Edelmetalle freisetzen, sogar gesetzlich verboten.

Immer mehr Hersteller bemühen sich mittlerweile darum, „fairere“ Modelle zu produzieren. Die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und das Schonen von Ressourcen werden glücklicherweise immer angesagter. Es lohnt sich, hier nach Alternativen Ausschau zu halten. Bis dahin können wir alle darauf achten, unsere Smartphones nach der Nutzung zu recyclen. Dies würde schon einiges zum Guten wenden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert