Wer als Gewerbetreibender seine Betriebsstätte schützen möchte und nicht ständig vor Ort sein kann, hat im Grunde nur zwei Möglichkeiten, um sein Geschäft und Firmengelände zu sichern: Videoüberwachung – oder Objektschutz mithilfe von Wachdiensten und Security.
Beides ist immer mit hohen Kosten verbunden: Entweder konstant niedrigere Ausgaben für den aktiven Wachschutz, der Einbrecher (vielleicht) abschreckt oder auf frischer Tat ertappt – oder einmalig hohe Anschaffungs- und Einrichtungskosten für die passive Sicherung durch Überwachungskameras, die Einbruch und Diebstahl selten verhindern, sondern nur dokumentieren können.
In der Praxis sind für Selbständige, neben den Kosten, weitere Nachteile damit verbunden: Man investiert in Leistungen, die Schäden verhindern sollen, aber das Geld selten wert sind. Herkömmliche präventive Schutzmaßnahmen können von Kriminellen ausgespäht werden und sind damit wertlos:
- Wachleute sind mobil und können direkt vor Ort zugreifen – aber nur, wenn sie in der Nähe sind; Sie entwickeln Routinen und können ein Objekt nicht ständig gegen Einbruch oder Vandalismus sichern.
- Mit Kameraüberwachung kann man einen hohen Überwachungsgrad erreichen – Überwachungskameras sind aber stationär und von Peripherie abhängig: Bereiche ohne Strom, ohne geschütztes Kabel, ohne Internet sind oft außen vor. Und im Fall des Falles kann man oft nur zusehen.
Der effiziente Mix aus beiden Welten
In diese Kerbe schlagen moderne, mobile und autarke Videoüberwachungssysteme. Diese sind standortunabhängig und bieten eine bidirektionale, permanente Abdeckung der überwachten Anlage. Doch was heißt das konkret?
Standortunabhängigkeit: Keine Einschränkungen bei der Montage
Durch das Fehlen verräterischer Kabel und sonst notwendiger Peripherie (Strom, Ethernet, WLAN), die sonst „typische“ Platzierungen, z. B. direkt im Eingangsbereich der Firma oder an der Decke, von Überwachungskameras erzwingt, bieten sich bei einer autarken Kamera mehr Möglichkeiten zur unauffälligen Anbringung. Eine mobile Überwachungskamera kann an fast allen Orten installiert oder versteckt eingebaut werden und ist damit besser zu tarnen und zu schützen als eine fest installierte Sicherheitskamera.
Der Wegfall von externer Verkabelung bedeutet auch einen Zugewinn an Sicherheit: Angreifer können so schwerer auf die Kamera oder angeschlossene Peripherie zugreifen. Die zusätzlichen Kosten für die Installation beschränken sich zudem auf ein Minimum – die Kamera befestigen und ausrichten – was eine kabellose Überwachungskamera, neben den niedrigeren Anschaffungskosten, noch einmal günstiger macht als ein konventionelles Videoüberwachungssystem.
Die Sicherheitskamera selbst wird über das 3G/4G-LTE Mobilfunknetz angebunden und ist somit vollkommen unabhängig von einer Ethernet oder WLAN Anbindung. Eine Montage im Außenbereich, auf Baustellen, in Stallanlagen oder dem Vorplatz von Wohnmobilen oder Hallen ist somit problemlos möglich. Die Übertragung des Streams/von Aufzeichnungen – permanent live, als auch bei Direktaufruf – erfolgt über das interne 3G/4G Modul.
Wichtig: In einer Garage/Gebäude mit Stahlbetondecke ist aufgrund der schlechteren Empfangsbedingungen oft keine Full-HD Live Bildübertragung möglich.
Nach Möglichkeit sollte auch in Innenbereichen, z. B. im Büro oder im Geschäft, eine 3G/4G Überwachungskamera statt einer WLAN-Kamera die erste Wahl bei der Überwachung sein – vor allem, wenn die Ausfallsicherheit wichtig ist. Eine peripherieunabhängige 3G/4G Kamera kann auch bei einem (mutwillig herbeigeführten) Stromausfall weiter senden und empfangen, während eine WLAN-Kamera auf die interne, stromabhängige Netzwerkinfrastruktur angewiesen ist.
Ist eine Live-Übertragung nicht möglich, werden Aufnahmen/Bilder auf der microSD-Karte der Kamera zwischengespeichert und können anschließend direkt oder aus der Cloud abgerufen werden. Damit die SD-Karte nicht über eine Endlosaufzeichnung unnötig befüllt wird, sollte beim Kauf darauf geachtet werden, dass die Kamera über eine Bewegungserkennung/einen Bewegungssensor verfügt.
Die Zwischenspeicherung dient dabei ebenfalls als Sicherung bei einem Netzwerkausfall. Sollte kein Mobilfunknetz verfügbar sein, z. B. im Innenbereich, kann die Kamera auch nur auf eine microSD-Karte aufnehmen, die bei Bedarf – z. B. nach einem Einbruch – entnommen werden kann. Wird die Kamera gestohlen oder die SD-Karte zerstört, sind die Daten jedoch weg. Nach Möglichkeit sollte immer ein Standort mit mobiler Datenanbindung gewählt werden, wenn auch nur eingeschränkt, damit Daten direkt vom Gerät versendet werden können und die SD-Karte nicht manuell getauscht/entnommen werden muss.
Ausfallsicherheit: Bei einem Netzwerkausfall darf ein (Micro) SD Kartenslot als Zwischenspeicher nicht fehlen.
Die vollwertige Alternative zur klassischen Überwachslösung
Eine moderne, mobile Videokamera bietet damit praktisch alle Vorteile einer herkömmlichen CCTV Überwachungsanlage mit NVR/Netzwerkvideorekordern – nur ohne den erheblichen Installations- und Wartungsaufwand. Und selbst im mittleren Preissegment sind hochauflösende 4K Modelle mit Nachtsichtmodus und Bewegungsmelder/Personenerkennung bereits der Normalfall und stehen klassischen Lösungen in nichts mehr nach.
Laufende Kosten im Blick behalten
Neben den Anschaffungskosten für eine mobile Überwachungskamera müssen für den Live-Zugriff auch laufende Kosten für den Datentarif, für den Upload in die Cloud/die mobile Datenanbindung berücksichtigt, werden. Hierfür gibt es verschiedene IoT SIM-Karten, die monatlich mit ca. 3 – 5 EUR im Monat pro V-SIM zu veranschlagen sind und die nur in IoT Geräten betrieben werden können.
Als Faustformel: Ein Full-HD Livestream (1.920 × 1.080 Pixel) schlägt mit ca. 1 GB pro Stunde zu Buche. Niedrig aufgelöst (640 × 360 Pixel) muss man mit 100 MB pro Stunde rechnen.
Für den völlig autarken Betrieb – unabhängig von WLAN und Netzwerkanbindung und ohne Strom – können fast alle mobilen Systeme mit einem Solarmodul aufgerüstet werden, welches den internen Akku über Standard Micro-USB mit 5V 2A auflädt. Wer die Kamera als Spy Cam nutzen und die Tarnung nicht gefährden möchte: Das Solarmodul kann bis zu 4 m (Kabellänge) von der Kamera entfernt positioniert werden, ohne dass die Ladeleistung zu sehr abfällt. Dieses Upgrade muss mit ca. 30 – 40 EUR eingepreist werden.
Mobile Kameras – ideal für ungewöhnliche Einsatzorte
Durch die Unabhängigkeit der Geräte sind auch ungewöhnliche Einsatzorte kein Problem: So können nicht nur Betriebsstätten, weitläufige Betriebsgelände, Ställe oder Ladengeschäfte überwacht werden, sondern auch mobile Betriebsmittel und wechselnde Betriebsorte wie etwa LKWs (Parkplatzüberwachung), Schiffe (Anlegestellen) oder eine Baustelle, um sich hier vor Diebstahl und Vandalismus zu schützen oder zur Baustellendokumentation.
Wer billig kauft … kauft Deko
Ein weiterer Faktor, der bei der richtigen Auswahl ist der Weitwinkel: Sehr günstige autarke Kameras bieten oft nur eine maximale Auflösung von 720p und eine Weitwinkelansicht von 70 bis 90 Grad. 110 Grad, sowie eine 1080p / Full-HD-Auflösung, sind bei Mittelklasse Kameras das Minimum welches erwartet werden kann.
Die schlechtere Auflösung ist dabei nicht nur ein Problem auf Anwenderseite: Je höher die Kamera Bilder auflösen kann, desto besser ist, vor allem bei Nacht, die Bilderkennung und je niedriger die Quote an Fehlalarmen.
Ein 10 m Nachtsichtmodus, der auch bei schwachen Lichtverhältnissen farbige und scharfe Bilder wiedergibt, gehört bei den meisten mobilen Kameralösungen zum absoluten Standard. Möchte man mehr, z. B. Infrarotsicht, ist dies oft noch mit einem Aufpreis verbunden.
Fehlalarme und unnötige Aufzeichnungen vermeiden
Wer keine Endlosaufnahmen sichten und sicherstellen will, dass der Kamera nichts entgeht, sollte beim Kauf auf PIR / Passive Infrarot achten: Über PIR / Passive Infrared Bewegungssensoren lassen sich Fehlalarme und Fehlaufzeichnungen durch den zusätzlichen Abgleich „Normallichtbild“/Infrarot deutlich reduzieren. Gleichzeitig wird der Akku geschont, da die Kamerafunktionen nur dann aktiv werden, wenn auch tatsächlich etwas vor Ort passiert.
Wichtig: Die meisten autarken Kameras nutzen Lithium-Ionen-Akkus. Diese mögen grundsätzlich keine extremen Temperaturen. Man sollte den Betrieb autarker Kameras mit Lithium-Ionen-Akku an Orten mit Temperaturen dauerhaft unter 0 bzw. über 40 Grad Celsius vermeiden, da der Akku sonst nicht geladen wird.
Immer vor Ort sein, schneller als jeder Wachdienst
All das löst jedoch noch nicht das Problem der Passivität – denn bis zu diesem Punkt vermeidet man mit modernen, autarken Überwachungskameras nur klassische Probleme wie Kosten und Wartung. Im Notfall kann die Kamera trotzdem nicht, wie z. B. Security, in die Situation eingreifen und Angreifer/Einbrecher von der Tat abhalten. Oder nicht?
Dieses Problem wird durch zwei Upgrades zu „normalen“ Überwachungskameras gelöst: integrierte Lautsprecher mit Gegensprechfunktion, sowie Push Notifications. Doch was heißt das konkret?
Bei Anbindung an 3G/4G können bei Alarm Push Notifications, In-App-Benachrichtigungen oder E-Mail-Mitteilungen mit Bildern/Snapshots der Situation direkt versendet werden, sodass neben automatisiert abgelegten Routinen auch manuelle Entscheidungen möglich sind. Per Direktzugriff über die App oder Client lässt sich manuell verifizieren, was vor Ort passiert und ob eine Eskalation notwendig ist.
Durch integrierte Lautsprecher können klassische Tonalarme vor Ort (Sirene) automatisiert oder auf Kommando ausgelöst oder per Gegensprechfunktion/Zwei-Wege-Funktion direkt Personen vor Ort angesprochen werden.
Beispielvideo mobile Überwachungskamera Reolink Go:
Kompatibilität: nicht selbstverständlich
Möchte man autarke, drahtlose Videoüberwachungskameras in bestehende Systeme einbinden, sollte man auf eine breite Kompatibilität achten. Im Gegensatz zur ungeheuren Funktionsvielfalt, die aktuelle Systeme bieten, werden selten ONVIF-Software, NVR/Netzwerkvideorekorder oder Drittanbieter unterstützt. Auch eine Alexa/Amazon Echo, Google Home oder Einbindung ist nicht selbstverständlich. Die meisten Anbieter setzen auf ihr eigenes Client-Cloud-aaS-Ökosystem, welches meist mit Einschränkungen (Kurze Vorhaltzeit/limitierter Speicherplatz) nur gegen Aufpreis entfallen lassen.
Kein Datenschutz ohne MASK
Für die meisten Endkunden ist dies irrelevant – im B2B gilt jedoch: Möchte man keine Daten, auch nicht verschlüsselt, Dritten zu überlassen (DSGVO!) oder Folgekosten vermeiden, sollte man beim Kauf auf die Möglichkeit einer Anbindung an das eigene System/auf offene Schnittstellen achten.
Wenn wir schon beim Datenschutz sind: Mit einer Maskfunktion können Privatgrundstücke und der öffentliche Bereich bei Aufnahmen im/angrenzend an den öffentlichen Raum – z. B. bei Baustellen, Wohnmobilen, Anlegeplätzen oder bei der Parkplatzüberwachung – datenschutzkonform ausgeblendet werden.
Akkulaufzeit: Opfer der Umstände
Die Akkulaufzeit wird bei autarken Systemen nicht nur durch die Akkukapazität bestimmt, sondern auch durch Faktoren wie die Auslöserate der Kamera (Endlosaufzeichnung vs. Bedarfsaktivierung), die Qualität des Streams oder durch das zur Verfügung stehende Funknetz. Bei schlechterem Empfang müssen stromintensive Komponenten, wie das LTE Modul, länger in Betrieb sein, was die Laufzeit senkt. Als grober Richtwert gilt: Die Kamera sollte mindestens 2 Wochen Standby-Betrieb bzw. 500 Minuten Dauerbetrieb (etwas über 8 Stunden) bieten.
Dies ist ein sehr interessanter Artikel über Sicherheitskameras. Ich habe bereits einige Artikel darüber gelesen. Ich würde denken, dass jedes Unternehmen Kameras haben möchte, damit es sicher bleibt.
Vielen Dank für die Informationen zur Videoüberwachung. Ich brauche Objektschutz für mein Unternehmen. Ich werde einige Nachforschungen anstellen, um festzustellen, ob Videoüberwachung eine gute Option für mein Unternehmen wäre.